Mein Marathon
(5. swb-Marathon Bremen 2009)
 

  Grafik SWB Marathon

 

Böse Stimmen unken und behaupten ja, es ist bei Männern ab 45 Teil einer Midlife Crisis, wenn sie sich dem Gewaltakt eines Marathon aussetzen wollen. Ganz so „bösartig“ würde ich es nun nicht bezeichnen, aber wer keinen Ehrgeiz hat, wer sich nicht durchbeißen kann und kein Durchhaltevermögen besitzt, der wird auch nie einen Marathon laufen können. So ein erster Marathon ist eine absolute Herausforderung für den Körper und den Geist, es ist höchste Anstrengung pur, es ist die Erfahrung, bis an seine körperlichen Grenzen zu gehen.

Und es erfordert eine monatelange Trainingsvorbereitung und jede Menge Zeit, die man sich selbst nehmen und für die man von seinen Mitmenschen (Familie, Freunde, etc.) viel Verständnis abverlangen muss, vor allem an den Wochenenden, wenn lange Trainingsläufe anstehen: „Ich bin dann mal eben weg für 3 Stunden ....“! 

Warum um Gottes Willen tut man sich dann überhaupt so etwas an? 

Einen Marathon läuft nicht, wer nicht Spaß am Laufen hat, wer nicht schon ein wenig Vorerfahrung hat und eigentlich regelmäßig joggen geht. Es ist für viele ambitionierte Läufer ein respekteinflößendes und hochgestecktes Ziel, vielleicht irgendwann in ihrem Leben mal einen Marathon zu Laufen. Dabei kommt es, ganz im Gegensatz zu den kleineren Strecken, gar nicht mal so sehr auf eine bestimmte Zeit an, sondern Dabeisein und vor allem Ankommen(!) ist alles.

 

Foto Bremenmarathon

 

Ca. 5 Monate vorher hatte ich beschlossen, am 5. Bremen-Marathon Anfang Oktober 2009 teilnehmen zu wollen. Mich einer professionellen Vorbereitungsgruppe anzuschließen kam aus Zeitgründen und eingeschränkter Flexibilität nicht in Frage. Also hab ich mir im Internet und bei Bekannten, die bereits Marathon gelaufen sind, Informationen und Tipps zur Vorbereitung geholt. Die Informationen, die man so bekommt sind teilweise unterschiedlich, ja sogar widersprüchlich, ich habe mir dann einfach die übereinstimmenden Fakten herausgepickt und versucht, mich daran zu halten:
Hauptsächlich bedeutete dies mehrmaliges wöchentliches Training mit unterschiedlich langen Strecken und variabler Geschwindigkeit mit einem bestimmten Laufpensum, lange Läufe natürlich an den Wochenenden. Das bedeutet natürlich auch, Laufen bei schlechtem Wetter und auch im Sommer bei Hitze.

 

Foto Johann Ebend beim Bremenmarathon

 

Früher bin ich erst mit dem Auto zu einer Laufstrecke gefahren, was mich immer genervt hat, gerade auch nach dem Lauf, wenn man noch müde und abgekämpft nach Hause fahren muss. Heute habe ich (m)eine Standard-Laufsstrecke, die direkt von zu Hause beginnt und alles beinhaltet (Wohngebiet, Industriegebiet, Parkanlagen). Je nach gewünschter Kilometerleistung kann ich die Strecke mittlerweile sehr gut variabel gestalten, und sie ist mir bis jetzt auch nach weit über 100 Durchläufen noch nicht wirklich langweilig geworden. 

Aber zurück zur Marathonvorbereitung. Im Nachhinein betrachtet habe ich doch Fehler in der Vorbereitung gemacht, weil ich mich eher optimal für einen Halbmarathon, und nur suboptimal für einen Marathon vorbereitet habe. Mein wöchentliches Laufpensum war in den letzten Wochen zwar in Ordnung, aber ich hätte früher damit anfangen sollen, vor allem längere Strecken (~25 km und mehr) zu laufen. Meine längste Strecken vor dem Marathon waren einmal 30 und einmal 31km, natürlich auch mehrere zwischen 20 und 30 km, wobei ich dann bei den 30igern schon nahe an meiner Grenze war.

Allerdings bin ich diese Strecken relativ zu schnell gelaufen, außerdem war es sehr warm und natürlich alleine und ohne Wettkampfbedingungen. Also sagte ich mir, dass ich die restlichen 11 km unter guten Bedingungen auch noch schaffen würde. 

So eine ganze Marathonstrecke ist wie eine Geschichte, wie ein Erlebnis, das mehrere Stunden lang andauert und auf der man viel erlebt: Jubelnde Zuschauer, teils gemütlich vor ihren Wohnhäusern sitzend, Kinder, die einem die Hand zum Abklatschen hinhalten,  Menschen die Musik machen und einfach Spaß an der Veranstaltung habe, helfende Hände an den Verpflegungsstellen und so Vieles mehr! Es ist ein wahnsinniges Gefühl, mitten auf einer breiten und völlig autofreien, weil abgesperrten Strasse zu laufen und die Zuschauer jubeln einem zu, als ob man Erster wäre! 

Wären nicht auf den letzten Kilometern Frau und Kinder und Freunde gestanden, um einen anzufeuern („Lauf weiter, du schaffst es, wir sind stolz auf Dich!“), sowie viele unbekannte Zuschauer, die zugejubelt haben, ich wäre diverse Male versucht gewesen, einfach aufzuhören und keinen Schritt mehr weiterzulaufen. Wenn der eigene Akku leer ist, die Beine fast den Dienst versagen, dann ist solch eine Unterstützung mehr als Gold wert, das kann man nur nachempfinden, wenn man es selbst als Läufer erlebt hat!

 

Foto Johann Ebend beim Bremenmarathon

 

Nun, ich habe sie auch geschafft, aber nachdem ich (obwohl ich es vorher schon wusste!) die ersten 20 km zu schnell angegangen war, bin ich dann erwartungsgemäß auf den letzten Kilometern ziemlich eingebrochen und halb gehend, halb laufend, aber glücklich im Ziel angekommen. Was mich (und natürlich auch die anderen Läufer) extrem belastete und viel Kraft kostete war der starke Gegenwind, teils mit Böen von bis zu Windstärke 8! 

Und was wird ein Jahr später beim nächsten Bremer Marathon 2010 sein?

Ich weiß es noch nicht, ob ich einen Halbmarathon laufen oder nochmals die Herausforderung eines ganzen Marathon annehmen werde, warten wir es ab! 

Vielen Dank fürs Lesen!
 


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